Die Nadel im Ozean - letzte Flucht am Checkpoint Charlie

Der offiziell letzte Flüchtling vom Checkpoint Charlie, Hans-Peter Spitzner, erzählt in diesem kurzweiligen Buch von seinem Leben in der DDR zwischen Anpassung und dem Drang nach persönlicher Freiheit. Er berichtet von Ereignissen, die ihn prägten. Ereignisse, die Ostalgiker und DDR-Kritiker gleichermaßen zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln anregen. Zudem berichtet der Autor von seiner abenteuerlichen Flucht über einen der bekanntesten Grenzübergänge zwischen Ost- und Westberlin und der aufregenden Zeit danach.

Im Kofferraum eines Toyota Camry

…schwitzend vor Angst und Hitze, zwischen Gepäck eingeklemmt, drückt Hans-Peter Spitzner im Sommer 1989 seine siebenjährige Tochter Peggy an sich. Gefühle aus Wut und Ohnmacht stürzen auf ihn ein. Doch er gibt die Hoffnung nicht auf.

Am 18. August gelingt Hans-Peter Spitzner mit Hilfe eines US-Soldaten die Flucht nach Westberlin. Er sollte der letzte Flüchtling vom Checkpoint Charlie bleiben.

Doch weshalb ging er das unkalkulierbare Risiko einer Flucht ein?

Der Autor schildert anhand ihn prägender Ereignisse, was ihn letztendlich dazu brachte, sich von den Zwängen des SED-Staates zu befreien. Seine Ausführungen münden in der Beschreibung seiner abenteuerlichen Flucht sowie der aufregenden Zeit danach.

Leseprobe / Vorwort

Es gibt unzählige Geschichtsschreiber, die detailgetreu und historisch genau das Staatswesen der DDR untersucht haben. Mit meinen Gedanken über das Leben und mein Leben in der DDR, meinen Plänen, dieses Land zu verlassen, komme ich über persönliche Wertungen nicht hinaus und erhebe auch diesen Anspruch nicht. Doch was ist ein Volk ohne seine Atome, seine Menschen? Ich war ein solches Atom und die Dramatik dieser Geschichte spiegelt wider, dass Menschen in der DDR dazu gebracht wurden, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um in Freiheit leben zu können. Ich bin kein Einzelfall.

Allerdings macht mich der Umstand glücklich, dass kurze Zeit nach der Flucht mit meiner Familie kein Mensch mehr an der Mauer sein Leben riskieren musste, um über einen Strich in der Landschaft zu gelangen, um über eine Rasierklinge zu springen – mit unbekanntem Ausgang. Die Unmenschlichkeit dieses Systems muss dauerhaft im Gedächtnis der Menschen in Deutschland und der ganzen Welt wach gehalten werden. Wir haben die Pflicht, unseren Kindern zu erzählen, wie es wirklich war in der DDR und wie Macht missbraucht werden kann, wenn wir nicht aufpassen, wenn wir nicht gegen klare Anzeichen dieser Art etwas tun. Wir haben aber auch die Pflicht zu zeigen, dass wir, die Menschen in diesem Staat, kulturvoll lebten. Jedes auch noch so unmenschliche System hat Bürger, die lachen und weinen, lieben und arbeiten, musizieren und tanzen. Wir lachten und waren verbittert, wir waren froh und wir weinten, wir arbeiteten und fluchten. Von politisch Verbohrten ließen sich nur wenige verführen.

Über das normale unnormale Leben in diesem Staat, der bis zum Zeitpunkt meiner Flucht meine
Heimat war, von den vielen Mühen, das tägliche Leben zu organisieren und gegen staatliche
Willkür zu stehen, schreibe ich. In ein sicher scheinendes System hineingeboren, vom Staat kontrolliert und gelenkt, wuchs ich als Mitglied einer Schafherde auf und war auf dem besten Weg, nicht zu murren und alles hinzunehmen, was vorgegeben wurde. Um ein gutes Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man in erster Linie ein Schaf sein.

Nach und nach trennte ich mich von der Schafherde, bis ich einen folgenschweren Entschluss fasste. Im Leben eines jeden Menschen gibt es unterschiedliche Momente, die tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. In diesem Buch erzähle ich über den dramatischsten Moment meines Lebens. Mut will ich allen Menschen machen, sich mit einengenden und begrenzenden Verhältnissen nicht einfach abzufinden, sondern aktiv die Geschicke des eigenen Lebens zu lenken. Freunde, Familienmitglieder und meine Schüler inspirierten mich, aufzuschreiben, was ich erlebt habe.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen!

Ihr Hans-Peter Spitzner

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Hans-Peter Spitzner (rechts im Bild) wird 1954 im sächsischen Crimmitschau geboren. Seine Kindheit verbringt er im Vogtland, wo er bei Pflegeeltern aufwächst. Von 1970 bis 1973 erlernt er in Greiz den Beruf eines Webers und legt das Abitur ab. Im Anschluss an sein Lehrerstudium in Dresden unterrichtet Hans-Peter Spitzner ab 1977 im Bereich Textiltechnik. Nach der Flucht in den Westen Deutschlands lebt er gemeinsam mit seiner Frau Ingrid, die er 1991 heiratet, und seiner Tochter Peggy (geb. 1982) in der Schmuckstadt Idar-Oberstein. 1994 kehrt die Familie nach Chemnitz zurück. Von 1995 bis 1999 ist Hans-Peter Spitzner dort Stadtrat und leitet den Schulausschuss. Seit dem Jahr 2000 unterrichtet der Autor an der Industrieschule Chemnitz.

Peggy Spitzner (links im Bild), die Tochter des Autors, war als Mitautorin, Illustratorin, Lektorin und Übersetzerin maßgeblich am Gelingen des vorliegenden Werkes beteiligt.

Ein besonderer Dank geht auch an die Sächsische Aufbau-Bank (SAB) für die Unterstützung anhand einer Förderung im Rahmen des Förderprogramms „Revolution 89“, die uns das Erscheinen der 2. Auflage ermöglicht hat.

Hier können Sie »DIE NADEL IM OZEAN« als Softcoverbuch bestellen. Wir versenden weltweit.

Softcoverbuch: 148 Seiten
ISBN: 978-3-00-064765-9
Herausgeber: Spitzner e.G., Breitenlehn 29a, 09127 Chemnitz
Sprache: Deutsch
Illustrationen: schwarz/weiß von Peggy Spitzner
Preis: 12,99 € (inkl. Porto)

Mit Vor- und Nachwort des Autors.